FIFA U-17-Weltmeisterschaft Peru 2005™
16. September - 02. Oktober

FIFA U-17-Weltmeisterschaft Peru 2005™

FIFA U-17-Weltmeisterschaft Peru 2005™

Finales Turnier stehend

Info

Weltpremiere für Mexiko

Vor Beginn der FIFA U17-Weltmeistertschaft Peru 2005 waren vor allem die ewigen Rivalen Brasilien, Uruguay und Ghana sowie die Niederlande als Favoriten im Gespräch. Mexiko hatten dagegen nur ganz wenige auf der Rechnung. Dann war es jedoch in erster Linie das Team der "Tri", das diesem WM-Turnier vom ersten Tag an seinen Stempel aufdrückte. Es begann mit einem ungefährdeten 2:0-Sieg über Uruguay, das in der Südamerika-Qualifikation eine herausragende Rolle gespielt hatte. Außerdem eröffnete Carlos Vela in dieser Partie sein Torekonto, das bis zum Ende des Turniers auf fünf Treffer anwachsen sollte, was ihm die Auszeichnung mit dem Goldenen Schuh von adidas - von den Mexikanern auch liebevoll "Pichichi" genannt - bescheren sollte.

Im weiteren Turnierverlauf erwies sich der mexikanische Angreifer für seine Mannschaft als äußerst wertvoll. Mit dem zweiten Sieg im zweiten Spiel gegen Australien (3:0) sicherten sich die Nachwuchskicker aus dem Land der Azteken vorzeitig den Einzug ins Viertelfinale. Daran konnte auch die 1:2-Niederlage im letzten Gruppenspiel gegen die Türkei - einer weiteren großen Entdeckung bei diesem WM-Turnier - nichts mehr ändern. Ab dem Viertelfinale war der imposante Siegeszug der Mexikaner dann nicht mehr aufzuhalten. Obwohl sie in Piura durch das Team aus Costa Rica, das ihnen bestens bekannt war, hart gefordert wurden, verloren sie nie die Übersicht. Der mexikanische Trainer Jésus Ramirez änderte während dieser Partie nicht weniger als vier Mal das taktische Vorgehen, bevor es seiner Mannschaft zwei Minuten vor Ablauf der regulären Spielzeit noch gelang, die entscheidende Lücke zu finden und den Ausgleich zu erzielen. In der Verlängerung machten seine Schützlinge dann mit den Ticos kurzen Prozess und gewannen am Ende mit 3:1. Und es sollte erst der Anfang einer triumphalen Siegesserie sein.

Im Halbfinale landeten die Mexikaner in Chiclayo gegen die Niederlande einen nie gefährdeten 4:0-Sieg. Herausragender Spieler der Partie war Giovani Dos Santos. Der Nachwuchs-Stürmer und -Spielmacher vom FC Barcelona mit brasilianischen Wurzeln bestach nicht nur mit seiner außergewöhnlichen Spielübersicht, sondern auch durch seine brillante Technik. Beides spricht dafür, dass aus ihm einmal ein absoluter Topspieler werden kann. Im Finale schließlich traf Mexiko auf Brasilien. Das Team der Auriverde hatte bei früheren Auflagen der FIFA U17-Weltmeisterschaft bereits vier Mal im Endspiel gestanden. Trotz dieser eindrucksvollen Bilanz ließen sich die Mexikaner nicht eine Sekunde lang aus der Ruhe bringen.

Mehr noch: Sie erwiesen sich ihrem Gegner hinsichtlich Schnelligkeit, Technik und Effizienz von Beginn an als überlegen und erzielten gegen den Titelverteidiger drei Treffer, ohne auch nur ein einziges Gegentor hinnehmen zu müssen. Damit war dieses Finale neben dem Endspiel von 2001 das torreichste in der Geschichte der FIFA U17-Weltmeisterschaft. "Meine Jungs sind eine verschworene Truppe, das machte den entscheidenden Unterschied aus", freute sich Ramirez. Und tatsächlich gibt es keinen Schwachpunkt in dieser Mannschaft. Von Torhüter Sergio Arias über den Verteidiger Efraín Valdéz über Mittelfeldspieler Cesar Villaluz bis hin zu Torjäger Carlos Vela, das Ganze natürlich unter der Regie ihres Spielmachers Dos Santos, erfüllt jeder einzelne Spieler die ihm zugedachte Aufgabe. Allein die Torbilanz (16 Treffer) und die Effizienz der Abwehr (nur 3 Gegentore) sprechen Bände und weisen die Mexikaner sowohl im Angriff wie auch in der Abwehr als erfolgreichste Mannschaft des WM-Turniers aus. Das verdient allergrößten Respekt!

Ein alter Bekannter im Finale Selten hat ein Finalteilnehmer eine derart enttäuschende Vorstellung geboten wie bei diesem Turnier. Und dabei war es für die Brasilianer bereits die sechste Teilnahme in Folge bei einer FIFA U-17-Weltmeisterschaft, wobei sie drei Mal - 1997, 1999 und 2003 - als Sieger hervorgingen und die WM-Krone für ihr Land holten. Aus dieser Sicht ist der jetzige Titel eines Vizeweltmeisters zweifellos eine herbe Enttäuschung. Dennoch haben die Brasilianer auch bei diesem WM-Turnier eine insgesamt gute Vorstellung geboten. Sicher, der Auftakt war aufgrund der überraschenden 1:3-Niederlage gegen Gambia etwas chaotisch, aber danach kam die Angriffsmaschine der Auriverde richtig in Schwung. Nach den beiden Siegen gegen die Niederlande (2:1) und Katar (6:0) rangen die Brasilianer im Viertelfinale Korea DVR mit 3:1 nieder und setzten sich im Halbfinale nach einer an Spannung kaum zu überbietenden Partie gegen die Türkei durch. Im Finale machten sich dann das Fehlen von Renato sowie der verletzungsbedingte Ausfall von Anderson auf schmerzliche Weise bemerkbar. Andererseits erwiesen sich die Mexikaner an diesem Tag als das eindeutig stärkere Team.

Dessen ungeachtet wartete der Nachwuchs der Seleçao auch bei dieser FIFA U-17-Weltmeisterschaft mit einigen neuen Talenten auf, denen in den kommenden Jahren eine erhöhte Aufmerksamkeit sicher sein dürfte. Denken wir dabei nur an den Mittelfeldspieler und Spielmacher Anderson, der sein herausragendes Talent unter Beweis stellte, den hoch gewachsenen Ramón, den brasilianischen Torjäger Renato oder auch an den filigranen Techniker Celso. Kurzum, Brasiliens Talentquelle versiegt noch lange nicht..

Angenehme Überraschungen Bei einem Turnier, das bereits im Vorfeld als sehr ausgeglichen galt, gab es am Ende dennoch einige Mannschaften, deren Leistungen die Fachwelt überraschten. Zunächst wäre hier das zugleich glücklose Team aus Gambia zu nennen. Der amtierende Afrikameister, der sich in der schwersten Gruppe mit Brasilien, den Niederlanden und Katar auseinandersetzen musste, war als lernfähiger Neuling zum WM-Turnier angereist. Und nach zwei Partien und ebenso vielen Siegen hatte Gambia die Feuertaufe mit Bravour bestanden! Der wuchtige Stürmer Momodou Ceesay ließ mehrmals sein Talent aufblitzen, so dass ihm auch in Zukunft viel Aufmerksamkeit sicher sein dürfte. Als dann alle die Afrikaner schon im Viertelfinale sahen, musste Gambia im letzten Gruppenspiel gegen die Niederlande eine folgenschwere Niederlage hinnehmen. Trotz ihrer sechs Punkte mussten die Afrikaner aufgrund der schlechteren Tordifferenz gegenüber den Niederlanden die Heimreise antreten.

Für eine weitere positive Überraschung sorgte Korea DVR. Die Asiaten, die schon bei der Asienmeisterschaft das Finale erreicht hatten, starteten zunächst verhalten ins Turnier. Nachdem ihr Motor aber erst einmal warm gelaufen war, gaben die Nordkoreaner eine beeindruckende Vorstellung. Fast im Spaziergang fertigten sie die Elfenbeinküste mit 3:0 ab und warfen dann Italien nach einem Remis (1:1) aus dem Wettbewerb. Erst im Viertelfinale scheiterten sie nach aufopferungsvollem Kampf (1:3 n. V.) an Brasilien. Der Schlüssel zu diesem Erfolg liegt in ihrer Grundschnelligkeit, ihrem technischen Können und ihrer mannschaftlichen Geschlossenheit begründet.

Schließlich wäre noch die Türkei als Überraschungsmannschaft des Turniers zu nennen, denn die Türken bewiesen nahezu gleichermaßen wie die Mexikaner eine spielerische Reife, die auf eine viel versprechende Entwicklung im Fussball der Türkei hoffen lässt. Aus der Mannschaft, die scheinbar wie ein Uhrwerk funktioniert, ragten Talente wie der unermüdliche und torgefährliche Caner Erkin im rechten Mittelfeld sowie Nuri Sahin als geniale Nummer 10 und Torjäger, dem bereits eine hoffnungsvolle Zukunft vorausgesagt wir, besonders hervor. Ihr Paradestück lieferten die Türken im Halbfinale gegen Brasilien ab, als sie in einer denkwürdigen Partie, die mit Sicherheit die beste des gesamten Turniers war, am Ende nur knapp mit 3:4 unterlagen und in der Sahin mit einem Traumtor vorübergehend den Ausgleich erzielte. Das Ende des Turniers gestaltete sich für die Türken dann zwar weniger erfolgreich, was jedoch nichts an der Feststellung ändert, dass dieser Mannschaft die Zukunft gehört.

Afrika im Rückwärtsgang, Teams der CONCACAF-Zone im Aufwind Im kontinentalen Vergleich brachte Peru 2005 ein paar interessante Erkenntnisse. Zunächst bestätigte sich der Trend zu einem kontinuierlichen Qualitätsverlust der afrikanischen Teams, die ja lange Zeit das Niveau der FIFA-Wettbewerbe im Nachwuchsbereich entscheidend mitbestimmten. Schon bei der Auflage von 2003 hatte keine afrikanische Mannschaft das Viertelfinale erreicht, genau so wie in diesem Jahr. Obgleich Ghana kein einziges Spiel verlor, fehlte es der Mannschaft an Ideen und Inspiration. Die Elfenbeinküste erwies sich trotz ihres guten Spielerpotenzials am Ende als zu naiv. Und Gambia hatte ganz einfach zu wenig Glück. Im Gegensatz dazu boten die asiatischen Teams eine insgesamt beachtliche Vorstellung und kamen mit zwei Mannschaften (Korea DVR und China) ins Viertelfinale. Daran muss man sich jetzt wohl gewöhnen, denn die Asiaten sind für ihre Gegner längst keine Punktelieferanten mehr. Die europäischen Vertreter haben bei diesem Turnier einmal mehr eine gute Vorrunde gespielt, in der zweiten Runde jedoch zunehmend an Schwung verloren. Dass die Fussballehre des Alten Kontinents trotzdem nicht auf dem Spiel stand, ist den Nachwuchsspielern aus der Türkei und den Niederlanden zu verdanken. Für die Überraschung schlechthin sorgten indes die Teams aus der Nord-, Mittelamerika- und Karibikzone (CONCACAF). Alle drei Vertreter (USA, Costa Rica und Mexiko) qualifizierten sich für das Viertelfinale und überzeugten sämtlich durch eine für diese Alterskategorie beachtliche spielerische Reife. Damit stehen diese Mannschaften den "Großen" im Weltfussball in nichts mehr nach.

Teilnehmende Mannschaften: Australien, Brasilien, China VR, Costa Rica, Elfenbeinküste, USA, Gambia, Ghana, Italien, Mexiko, Niederlande, Peru, Katar, Korea DVR, Türkei, Uruguay

Platzierung:

  1. Mexiko

  2. Brasilien

  3. Niederlande

  4. Türkei

Stadien und Spielorte: Estadio Elías Aguirre (Chiclayo), Estadio Max Augustin (Iquitos), Estadio Nacional José Díaz (Lima), Estadio Miguel Grau (Piura), Estadio Mansiche (Trujillo)

Tore: 111 (durchschnittlich 3,47 Treffer pro Spiel) Beste Torschützen: 5 Treffer: Carlos Vela (Mexiko) 4 Treffer: Nuri Sahin (Türkei), Tevfik Köse (Türkei)

Zuschauer: 551.817

Durchschnittliche Zuschauerzahl pro Spiel: 17.244

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