FIFA U-17-Weltmeisterschaft Nigeria 2009™
24. Oktober - 15. November

FIFA U-17-Weltmeisterschaft Nigeria 2009™

FIFA U-17-Weltmeisterschaft Nigeria 2009™

Finales Turnier stehend

Info

Ein historischer Triumph

'Wer zuletzt kommt, mahlt zuerst.' Diese etwas abgewandelte Version des bekannten Sprichworts trifft auf die Schweiz zu, die bei ihrer historisch ersten Teilnahme an einer FIFA U-17-Weltmeisterschaft auf Anhieb den ersten WM-Titel in ihrer Geschichte holte. Dieser historische Erfolg, der einerseits eine riesige Überraschung darstellt, andererseits jedoch nur die logische Konsequenz der von den jungen Schweizern im gesamten Turnierverlauf gezeigten Leistungen ist, beendete gleichzeitig den Traum eines anderen Landes, das seinerseits in die Geschichtsbücher eingehen wollte. Denn als dreimaliger Weltmeister und amtierender Titelträger verpasste Gastgeber Nigeria die Chance, an Brasilien vorbeizuziehen und sich als erste Nation zum vierten Mal die WM-Krone in dieser Alterskategorie zu sichern.

Trotz der Tatsache, dass ganz Nigeria hinter ihnen stand – im Finale feuerten 60.000 einheimische Fans ihre Mannschaft frenetisch an – müssen sich die Golden Eaglets mit Platz zwei zufrieden geben, also mit einer um einen Rang schlechteren Platzierung als bei der vorangegangenen Turnierauflage. Gleiches gilt für die Spanier, die sich gegenüber Korea 2007 ebenfalls um einen Platz verschlechtert haben, wenngleich sie ihre Heimreise erhobenen Hauptes und mit der Bronzemedaille im Gepäck antreten können.

Brasilien, Mexiko, Japan, Deutschland und Italien waren vor dem Turnier als mögliche Titelkandidaten gehandelt worden. Letztlich vermochte es aber keines dieser vier Teams, die Schweiz auf ihrem Weg zum Titelgewinn aufzuhalten. Allen Prognosen zum Trotz – der Mannschaft aus der kleinen Alpenrepublik waren in der Gruppe B mit Brasilien, Mexiko und Japan kaum Chancen auf ein Weiterkommen eingeräumt worden – gingen die Europäer aus dieser Gruppe dank dreier Siege in drei Spielen als Sieger hervor. Der Erfolg kam nicht von ungefähr, denn die Schweizer spielten nicht nur beherzt und effizient, sondern erwiesen sich zudem auch als äußerst nervenstark. Einen großen Anteil am Turniersieg seiner Mannschaft hat Trainer Dany Ryser, der vor dem Turnier gesagt hatte, dass "man uns bei der Europameisterschaft in unserer Vorrundengruppe die Rolle des Punktelieferanten vorausgesagt hatte. Dann sind wir Gruppenerster geworden. Demnach scheint mir die Rolle des von vornherein zum Scheitern Verurteilten recht gut zu bekommen." Ryser ist es offenbar gelungen, ein maßgeschneidertes Team zu formen.

Eine goldene Generation Taktik und Motivation sind für den schweizerischen Trainer, der mit seiner Mannschaft bei diesem Turnier gegen die besten U-17-Nationalteams erfolgreich war, längst keine Unbekannten mehr. Mit dem Offensivduo Nassim Ben Khalifa und Haris Seferovic, die sich hervorragend ergänzten und zugleich Sicherheit im Abschluss bewiesen, sowie dem Rückgrat bestehend aus Mittelfeldspieler Paitim Kasami, Verteidiger und Kapitän Frédéric Veseli und Schlussmann Benjamin Siegrist, der zum besten Torhüter des Turniers gekürt wurde, verfügt die Schweiz derzeit über eine überragende U-17-Auswahl, der eine glänzende Zukunft bevorsteht.

Und auch die Nigerianer haben allen Grund, stolz zu sein. Eine Mannschaft, die in den letzten Wochen vor Turnierbeginn aufgrund der MRT-Tests zur Feststellung des Alters der Spieler grundlegend umgebaut wurde und die mit John Obuh von einem Mann betreut wird, der noch keine nennenswerten Erfahrungen als Trainer besitzt, ließ Millionen Fans des Gastgeberlandes vom erneuten WM-Titel träumen. Zu den wichtigsten Stützen des nigerianischen Teams, das in der Auftaktpartie gegen Deutschland bereits mit 0:3 zurück lag und am Ende dank einer grandiosen Aufholjagd noch ein 3:3 erkämpfte, das viel Selbstvertrauen brachte, z��hlen vor allem die Angreifer Sani Emmanuel und Stanley Okoro, die beide förmlich über sich hinauswuchsen und so wesentlich zum Finaleinzug ihrer Mannschaft beitrugen. Nun muss Nigeria nach vorn schauen und eine neue Erfolgsserie in Angriff nehmen, denn die seit der Turnierauflage von 2003 anhaltende Serie ohne Niederlage ging mit dem Finalsieg der Schweiz zu Ende.

Kolumbien im Aufwind Die ohne größeres Aufsehen nach Nigeria angereisten Kolumbianer beeindruckten bei diesem Turnier durch ihre vorbildliche Moral, die ihnen schließlich den Einzug in die Runde der letzten Vier bescherte. Nach dem Auftaktsieg über die Niederlande und den beiden Unentschieden in den Vorrundenspielen gegen Iran und Gambia sahen sich die jungen Cafeteros im Achtelfinale gegen Argentinien schon so gut wie auf der Heimreise, denn die Argentinier lagen wenige Minuten vor Schluss noch mit 2:1 in Front. Doch dann schafften es die Schützlinge von Trainer Ramiro Viafara gerade noch rechtzeitig, die Partie an sich zu reißen und das Spiel dank der Tore von zwei Einwechselspielern noch mit 3:2 für sich zu entscheiden. Drei Tage danach gelang Kolumbien das gleiche Kunststück im Viertelfinale gegen die Türkei, die ihrerseits bis dahin eine beachtliche Vorstellung geboten hatte. Buchstäblich in der letzten Sekunde erzielten die Südamerikaner noch den Ausgleichstreffer. Und wieder war der Torschütze ein zuvor eingewechselter Spieler! Danach gewannen die Kolumbianer auch noch das Elfmeterschießen.

Übrigens handelt es sich auch bei dem besten Spieler des Turniers um einen Einwechselspieler. Denn der mit dem Goldenen Ball von adidas ausgezeichnete Nigerianer Sani Emmanuel hatte bis zum Finale keine einzige Partie von Beginn an gespielt. Dennoch sorgte der Angreifer jedes Mal, nachdem er ins Spiel gekommen war, unter den einheimischen Fans für helle Begeisterung. Mit insgesamt fünf Treffern wurde er außerdem mit dem Silbernen Schuh von adidas für den zweitbesten Torschützen geehrt. Und das, obwohl er nur für 221 Minuten zum Einsatz kam! Ironie des Schicksals: Als er ausgerechnet im Finale zum ersten und einzigen Mal in der Startelf stand, blieb er ohne Torerfolg.

Während der schweizerische Stürmer Nassim Ben Khalifa und der nigerianische Mittelfeldspieler Ramon Azeez in der Spielerwertung die Plätze zwei und drei belegten und den Silbernen bzw. Bronzenen Ball von adidas erhielten, ging der Goldene Schuh von adidas an den Spanier Borja. Der Angreifer der Roja erzielte die gleiche Anzahl an Toren wie der Nigerianer Emmanuel und Sebastián Gallegos aus Uruguay, der mit dem Bronzenen Schuh von adidas geehrt wurde. Zusätzlich lieferte Borja, dessen Trefferzahl auch vom Schweizer Seferovic erreicht wurde, noch eine entscheidende Torvorlage, die letztlich über die Preisvergabe entschied.

Brasilien enttäuscht Zur Bilanz dieses Turniers gehört auch, einige herbe Enttäuschungen anzusprechen, unter anderem das frühe Scheitern der brasilianischen U-17-Auswahl. Der dreimalige Titelgewinner und ewige Favorit, der in Nigeria mit seinen beiden Hoffnungsträgern Coutinho und Neymar ins Rennen gegangen war, strauchelte dieses Mal bereits in der Vorrunde. Mit der traurigen Bilanz eines einzigen Sieges über Japan, der überdies erst in der letzten Minute errungen wurde, sowie zwei Niederlagen gegen die Schweiz und Mexiko, kehrten die Auriverdes vorzeitig nach Hause zurück. Im Ergebnis gab Auswahltrainer Luis Nizzo noch vor der Abreise aus Nigeria seinen Rücktritt bekannt.

Dagegen hatten die Argentinier mit ihrem Trainer José Luis Brown eine gute Vorrunde gespielt und daher gehofft, endlich den einzig noch fehlenden WM-Titel für ein argentinisches Auswahlteam holen zu können. Doch dann bereiteten ein Platzverweis und eine Unaufmerksamkeit in der Schlussphase der Partie gegen Kolumbien allen Titelhoffnungen ein jähes Ende. Ähnlich erging es der deutschen Auswahl, die trotz zweimaliger Führung (3:0) sowohl im Auftaktspiel gegen Nigeria als auch in der zweiten Partie gegen Argentinien (1:0) am Ende noch ein 3:3-Unentschieden zuließ bzw. sogar eine 1:2-Niederlage kassierte. Nachdem sich die deutsche Nachwuchsauswahl dank eines 3:1-Erfolgs im letzten Gruppenspiel doch noch für das Achtelfinale qualifiziert hatte, konnte sie dort gegen die Schweiz nicht zu ihrem gewohnten Spiel finden und unterlag nach einer spannungsgeladenen Verlängerung mit 3:4.

Gemischte Bilanz für afrikanische Teams In einer Saison, die angesichts der Austragung des FIFA Konföderationen-Pokals 2009 und der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Südafrika 2010™ sowie der FIFA U-20-Weltmeisterschaft 2009 in Ägypten und der FIFA U-17-Weltmeisterschaft 2009 in Nigeria eindeutig im Zeichen des afrikanischen Kontinents steht, waren die Erwartungen in Bezug auf das Abschneiden der afrikanischen Teams bei diesem Turnier entsprechend hoch. Doch während die gastgebenden Nigerianer dicht davor waren, nach der ghanaischen U-20-Auswahl den in diesem Jahr bereits zweiten Weltmeistertitel nach Afrika zu holen, blieben die anderen afrikanischen Mannschaften überwiegend hinter den Erwartungen zurück. Die beste Leistung ist dabei noch der Auswahl von Burkina Faso zu bescheinigen, die in der Gruppe D Platz zwei belegte, bevor sie im Achtelfinale gegen Spanien mit 1:4 unter die Räder kam. Was die Debütanten Malawi und Algerien betrifft, so konnten beide nicht viel bewirken und verloren alle drei Gruppenspiele. Und Gambia, das bereits auf einen Titel als Afrikameister verweisen kann und zweifellos über talentierte Spieler verfügt, sah sich durch mehrere Gelbe und Rote Karten sowie durch seine eigenen Fehler bestraft.

Die asiatischen Teams hingegen haben bei diesem Turnier ihren typisch asiatischen Fussball geboten. Einem flüssigen und technisch sauberen Spielaufbau sowie schnellen und teils spektakulären Kombinationen stand indes eine mangelnde Konsequenz und Entschlossenheit im Abschluss gegenüber. So beeindruckten die Japaner mit ihren Aktionen zwar sowohl die Zuschauer wie ihre Gegner, schieden aber trotzdem ohne einen einzigen Punkt aus dem Turnier aus. Für die Republik Korea fällt die Bilanz schon etwas besser aus, zumal die Mannschaft bis ins Viertelfinale vorstieß. Allerdings wären die Koreaner vielleicht noch weiter gekommen, wenn sie ihre Möglichkeiten besser genutzt hätten. Iran und die Vereinigten Arabischen Emirate haben zwar ebenfalls die Vorrunde überstanden, mussten aber im Achtelfinale gegen Uruguay bzw. die Türkei ihrer fehlenden Erfahrung Tribut zollen.

Neuseeland schließlich konnte zwar keine einzige Partie des Turniers gewinnen, sich aber dank dreier Unentschieden in allen drei Gruppenspielen zum ersten Mal überhaupt für das Achtelfinale eines FIFA-Turniers qualifizieren.

Teilnehmer:Algerien, Argentinien, Brasilien, Burkina Faso, Costa Rica, Deutschland, Gambia, Honduras, Iran, Italien, Japan, Kolumbien, Malawi, Mexiko, Neuseeland, Niederlande, Nigeria, Republik Korea, Schweiz, Spanien, Türkei, Uruguay, USA, Vereinigte Arabische Emirate

Abschlusstabelle:

  1. Schweiz

  2. Nigeria

  3. Spanien

  4. Kolumbien

Austragungsorte und Spielstätten: Abuja (National Stadium), Bauchi (Abubakar Tafawa Balewa Stadium), Calabar (UJ Esuene Stadium), Enugu (Nnamdi Azikiwe Stadium), Ijebu-Ode (Gateway International Stadium), Kaduna (Amadu Bello Stadium), Kano (Sani Abacha Stadium), Lagos (Teslim Balogun Stadium)

Anzahl der Tore: 151 (durchschnittlich 2,90 Tore pro Spiel)

Beste Torschützen : 5 Treffer: Borja (Spanien), Sani Emmanuel (Nigeria), Sebastián Gallegos (Uruguay), Haris Seferovic (Schweiz)

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