Olympisches Fussballturnier der Männer Atlanta 1996
20. Juli - 03. August

Olympische Fussballturniere Atlanta 1996 - Männer

Olympisches Fussballturnier der Männer Atlanta 1996

Finales Turnier stehend

Info

Atlanta, 1996

Nigeria schrieb olympische Fussballgeschichte: als erste afrikanische Mannschaft und überhaupt als erstes Team, das nicht von den klassischen Fussballkontinenten Europa oder Südamerika kam, gewannen die "Super Eagles" die Goldmedaille. Auch wenn das olympische Turnier grundsätzlich ein Wettbewerb für Spieler unter 23 Jahren bleibt, durften die teilnehmenden Mannschaften 3 Spieler über der Altersgrenze einsetzen, so der Kompromiss zwischen der FIFA und dem Internationalen Olympischen Komitee.

Die Nigerianer hatten viele Experten als die erste afrikanische Mannschaft auf der Rechnung, die den Weltmeistertitel holen könnte, und im zurückliegenden Jahrzehnt hatten sie vielversprechende Ergebnisse erzielt: 1985 hatten sie die U-16-Weltmeisterschaft gewonnen, 1987 den zweiten Platz belegt. Bei den FIFA-Juniorenweltmeisterschaften hatten sie 1985 den dritten und 1989 den zweiten Platz erreicht. Doch bei den großen Turnieren hatten sie sich nie entscheidend durchsetzen können.

Die Mannschaft von Nigeria, trainiert vom Niederländer Johannes Bonfrere, begann ihren Weg zum Titel mit einem 1:0-Sieg über Ungarn, gefolgt von einem 2:0 gegen Japan, um im letzten Spiel der Vorrunde mit 0:1 gegen Brasilien zu verlieren. Dann ließen die Afrikaner im Viertelfinale den Mexikanern um ihren spektakulären Torhüter Jorge Campos mit 2:0 keine Chance, bevor sie mit den beiden letzten Spielen die Fussballwelt in Atem hielten. Im Halbfinale lagen sie gegen einen brasilianische Mannschaft, in der immerhin Bebeto, Rivaldo und Ronaldo mitwirkten, schon mit 1:3 zurück, ehe ein Tor des späteren Dortmunders Victor Ikpeba aus 20 Metern in der 78. Minute eine beeindruckende Schlussoffensive einleitete. Sekunden vor Schluss konnte Kapitän Nwankwo Kanu ein Durcheinander im brasilianischen Strafraum zum umjubelten Ausgleich nutzen. Schon nach drei Minuten der Verlängerung gelang wieder Kanu aus 16 Metern der Treffer, der eine der begeisternde Aufholjagd belohnte und die brasilianische Niederlage besiegelte. Dieses Halbfinale war in den Augen zahlreicher Beobachter das großartigste Olympischen Fussballspiel aller Zeiten.

Doch die Nigerianer schienen sich im Finale noch selbst übertreffen zu wollen: Wieder gelang ihnen ein wundersames Comeback, diesmal gegen Argentinien vor 86.117 Zuschauern im Sanford Stadium von Athens, Georgia.

Die Südamerikaner führten 2:1 durch Tore von Claudio Lopez (3.) und Hernan Crespo (50., Elfmeter, sein sechster Treffer im Turnier, damit Torschützenkönig), doch in der 74. Minute gelang Daniel Amokachi der Ausgleich. Eine Minute vor Schluss nutzte Emmanuel Amunike eine misslungene Abseitsfalle der Argentinier und überwand Torhüter Pablo Cavallero aus kurzer Distanz zum 3:2-Siegtreffer. "Ich garantiere Ihnen, in diesem Moment feiert ganz Afrika", versicherte Mittelfeldspieler Sunday Oliseh. "Heute Nacht wird nicht geschlafen. Alle sind glücklich. Dieser Sieg ist allen afrikanischen Ländern gewidmet."

Außer dem nigerianischen Sieg hielt das Turnier noch zahlreiche weitere Überraschungen bereit. Die von Cesare Maldini trainierten Italiener mussten nach einer katastrophalen Vorrunde nach Hause fahren; die indiskutablen Vorstellungen seiner Mannschaft kosteten Maldini letztlich den Job.

Außenseiter Japan schockte Brasilien in der Vorrunde mit einem 1:0-Sieg. Die Mannschaft von Ghana hingegen war nach ihrem 1:1 im letzten Gruppenspiel gegen Mexiko schon fest überzeugt, das Viertelfinale verpasst zu haben, bis ihnen der mexikanische Trainer Bora Milutinovic verriet, dass sie den Sprung unter die letzten Acht geschafft hatten.

Die Brasilianer, die zwar schon vier Weltmeistertitel, aber noch kein Olympisches Gold gewonnen hatten, mussten sich mit der Bronzemedaille begnügen. Im Spiel um den dritten Platz setzten sie sich dank dreier Tore von Bebeto leicht mit 5:0 gegen Portugal durch.

Nur zwei Jahre nach dem erfolgreichen FIFA-Weltpokal ™ kam auch das Olympische Fussballturnier in den USA sehr gut an, wie schon bei den Sommerspielen von 1984. Insgesamt kamen 1.364.142 Zuschauer zu den 32 Spielen, die meist im Doppelpack mit den Spielen des ersten olympischen Frauenfussballturniers angesetzt wurden.

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