Donnerstag 02 September 2021, 07:00

Broos und Zdravko – ein Derby im südlichen Afrika

  • In Gruppe G treten Südafrika, Simbabwe, Ghana und Äthiopien gegeneinander an

  • Spannendes Derby zwischen Simbabwe und Südafrika in Harare erwartet

  • Die Trainer beider Team sprechen über die Partie und die WM-Quali

Die südafrikanische Nationalmannschaft hat bereits an drei FIFA Fussball-Weltmeisterschaften™ teilgenommen, nämlich an den Auflagen von 1998 in Frankreich, 2002 in Korea/Japan und 2010 im eigenen Land. Danach konnte sich das Team für die nächsten beiden Weltturniere, 2014 und 2018, nicht qualifizieren. Nach den jüngsten Enttäuschungen, einschließlich der verpatzten Qualifikation für den CAF Afrikanischen Nationen-Pokal aufgrund der Niederlage gegen Sudan, setzte man in Südafrika auf den belgischen Trainer Hugo Broos. Er war der Architekt des legendären Siegs von Kamerun im Afrikanischen Nationen-Pokal 2017, bei dem viele Ersatzspieler zum Einsatz kamen. Er ist für seine Fähigkeit bekannt, schlagkräftige Teams zusammenzustellen. "Es gab einen Generationswechsel mit vielen Veränderungen des Kaders. Deshalb hat es für den Nationen-Pokal nicht gereicht und die Qualifikation für Russland 2018 hat Südafrika als Gruppenletzter beendet. Der Grund liegt darin, dass eine Generation gegangen ist und eine neue gerade erst anfängt", erklärt Broos im Gespräch mit FIFA.com mit Blick auf das Problem des südafrikanischen Fussballs. "Wir haben uns für junge Spieler entschieden, die noch am Anfang ihrer Fussballkarriere stehen. Sie blicken nicht in die Vergangenheit, sondern in die Zukunft. Ein junger Spieler möchte seine Fähigkeiten zeigen und hat den Ehrgeiz, Titel zu gewinnen. Etwas Ähnliches habe ich mit Kamerun erlebt. Auch dort habe ich eine junge Mannschaft aufgebaut, an die niemand geglaubt hat, und dann haben wir den Afrikanischen Nationen-Pokal gewonnen. Deshalb möchte ich dieser Mannschaft Ehrgeiz einhauchen", fügt er hinzu und verweist auf die Verbesserungsmöglichkeiten der südafrikanischen Auswahl.

Das Duell von Harare

Südafrika startet morgen in Harare mit dem Spiel gegen Simbabwe in die WM-Qualifikation. "Wir werden gegen Teams antreten, die alle für den Afrikanischen Nationen-Pokal 2021 qualifiziert sind. Das allein zeigt schon, dass es starke Teams sind. Ghana ist für seine ständige Präsenz beim Nationen-Pokal bekannt, einmal ganz abgesehen von den jüngsten WM-Teilnahmen des Landes. Simbabwe und Äthiopien habe ich analysiert, und sie scheinen viel Potenzial zu haben. Simbabwe ist ein Nachbarland und will uns zweifellos unbedingt besiegen. Äthiopien mag der Außenseiter der Gruppe sein, stützt sich aber vor allem auf seine Heimstärke und sein Publikum", so Broos' Analyse der Gruppengegner. "Ein Derby ist für beide Teams schwer. Wir müssen auswärts antreten, wobei zu unserem Glück keine Zuschauer im Stadion sein werden. Es ist ein großer Unterschied, ob du mit oder ohne Zuschauer in Harare spielst. Das bedeutet aber nicht, dass wir den Gegner unterschätzen. Ich habe die Spiele Simbabwes in der Qualifikation für den Nationen-Pokal verfolgt, zum Beispiel die Partien gegen Algerien. Sie haben ein starkes Team und es wird eine knifflige Partie werden, aber wir konzentrieren uns auf unsere Fähigkeiten", fügt der Belgier mit Blick auf das Nachbarschaftsduell hinzu. Wie jeder andere Trainer möchte auch Boos sich mit seinen Schützlingen für die WM qualifizieren. "Wenn wir nicht den Ehrgeiz hätten, an der WM teilzunehmen, dann wären wir keine Sportler. Wir wollen das Ticket, auch wenn wir eine schwere Gruppe erwischt haben mit Gegnern, die sich in Topform befinden, während wir gerade im Neuaufbau sind. Aber wir werden kämpfen und alles daran setzen, die Qualifikation zu schaffen. Natürlich müssen wir berücksichtigen, dass die Afrika-Qualifikation für die WM nicht einfach ist. Zuerst musst du die Gruppe gewinnen und dann noch eine K.-o.-Runde überstehen. Das bedeutet, dass fünf von zehn Gruppensiegern nicht an der WM-Endrunde teilnehmen. Das zeigt, wie schwer dieser Qualifikationswettbewerb ist", erklärt Broos, der dennoch von der WM-Teilnahme träumt.

Zdravko Logarusic coach of Zimbabwe

Logarušić – zwischen Realismus und Ehrgeiz

Simbabwe war noch nie so nah an einer Qualifikation für das Weltturnier dran wie in der Vorrunde der WM 1994 in den USA. Damals unterlag das Team im letzten Spiel gegen Kamerun und vergab damit die Chance auf eine erstmalige WM-Teilnahme. Auch in die Qualifikation für die Katar 2022 geht Simbabwe wieder hoch motiviert und entschlossen, es diesmal endlich zu schaffen. "Das ist schon lange her, aber es bleibt unvergessen. Was vor vielen Jahren geschah, wirkt sich aber nicht auf die Gegenwart aus, weil der Fussball sich verändert hat. Jetzt hat die Qualifikation ein neues Format. Wir haben Respekt vor allen Gegnern, werden aber das Unmöglich möglich machen, um die letzte Runde zu erreichen", erklärt Simbabwes Trainer Zdravko Logarušić mit Blick auf die damalige verpasste Chance.

Ausgeglichene Gruppe

Simbabwe tritt gemeinsam mit Südafrika, Ghana und Äthiopien in einer hart umkämpften Gruppe an. "Das ist eine ausgeglichene Gruppe. Es gibt keinen klaren Favoriten. Traditionell sind Ghana und Südafrika die Kandidaten, aber auf dem Platz ist alles möglich und jedes Team ist in der Lage, gegen die anderen zu gewinnen. Ich glaube, dass Simbabwe ebenso gute Chancen hat wie der Rest, weil das Niveau der Teams ziemlich gleich ist. In 90 Minuten ist alles möglich", betont Logarušić. "Wenn wir uns die Wettbewerbsgeschichte anschauen, dann ist unser Gegner favorisiert, aber am Ende fällt die Entscheidung auf dem Platz. Alles ist möglich. Beide haben Chancen auf den Sieg. Wir werden kämpfen, um zu gewinnen", erklärt er mit Blick das Auftaktspiel Simbabwes zu Hause gegen Südafrika.

Schwierige Vorbereitung – Traum von der WM-Teilnahme

Genau wie alle anderen Teams auf der ganzen Welt hat auch Simbabwe die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie zu spüren bekommen. Insbesondere die Vorbereitung wurde in Mitleidenschaft gezogen. "Aufgrund des Coronavirus und der Reisebeschränkungen hatten wir letztes Jahr Probleme mit der Vorbereitung und der Beobachtung der im Ausland aktiven Spieler. Wir hatten die Möglichkeit, die Vorrunde des Afrikanischen Nationen-Pokals zu bestreiten, und sind zweimal gegen Algerien angetreten. Das war für uns eine Art Vorbereitung für die WM-Qualifikation", versichert Logarušić. Doch der kroatische Trainer glaubt an die aktuelle Spielergeneration Simbabwes. "Fest steht, dass wir eine gute Spielergeneration haben, auch wenn es mehrere Verletzungen gab. Khama Billiat ist lange Zeit ausgefallen und erst gegen Ende der Saison aufs Spielfeld zurückgekehrt. Dasselbe gilt für Kapitän Knowledge Musona, der mehrere Wochen nicht spielen konnte, sodass es unserem Angriffstandem an Wettbewerbspraxis mangelt. Aber in dieser Generation gibt es noch weitere gute Spieler, wie Tino Kadewere, der seine Sache in Frankreich gut macht, und Marvelous Nakamba, der sein Können bei Aston Villa unter Beweis gestellt hat. Wir hoffen, dass sie uns helfen werden, das Niveau Simbabwes bei großen Turnieren zu heben", erklärt er. Und natürlich träumt auch Zdravko Logarušić von einer WM-Teilnahme mit Simbabwe. "Die WM-Teilnahme ist für jeden Trainer etwas Wunderbares. Ich werde meine Erfahrung und mein Fussballwissen einbringen, um mit diesem Land etwas Fantastisches zu erreichen. Warum sollten wir es nicht schaffen, uns für die WM zu qualifizieren? Wer nicht träumt, verliert am Ende. Ich will den Traum des simbabwischen Volkes wahr werden lassen. Jetzt müssen wir gemeinsam träumen und arbeiten, um das große Ziel zu erreichen: die WM-Teilnahme", meint er abschließend.